Wenn miteinander Reden nicht mehr funktioniert

Verfasst von: Thomas Burmeister
Mediation hilft aus der Sprachlosigkeit
Mediation hilft aus der Sprachlosigkeit  Bild: ©Fotolia
Das Leben und Zusammenarbeiten in der Firma könnte so schön und entspannt sein - wenn da die dauernden Streitereien zwischen den beiden Kollegen nicht wären. Mit diesem Konflikt einher gehen oft die beiderseitigen Versuche, einzelne Mitglieder des Teams auf die eigene Seite zu ziehen. All dies birgt enormen Sprengstoff und gefährdet den Frieden im Unternehmen. Dabei gibt es einen Ausweg aus dem Teufelskreis.

Erst seit einigen Jahren ist die "Mediation" in Deutschland ein Begriff - meist als Alternative zum oft kostenintensiven Gerichtsverfahren. Doch muss es wirklich erst soweit kommen, um auf die Hilfe eines qualifizierten Dritten bei der Streitbeilegung zurück zu greifen? Wie viel Aggressionspotential muss in einer Auseinandersetzung stecken, wenn die Parteien zum allerletzten Mittel vor einem drohenden Prozess greifen? Bezogen auf ein Unternehmen oder eine Abteilung: Wie viel Schaden muss im Team erst angerichtet, wie viel Klima verpestet sein, um eine möglichst streitbefreite Lösung herbeizuführen? Denn genau darum geht es bei der Mediation: Hier gibt es keine Sieger und keine Verlierer. Und genau dies macht den Charme des Konzeptes aus.

Für eine Mediation bedarf es dreier Personen oder Parteien: Zweier Konfliktparteien und eines Mediators. Bis hier ist also noch kein Unterschied zum klassischen Gerichtsverfahren auszumachen. Jedoch nimmt der Mediator zu keinem Zeitpunkt die Position eines Richters ein und trifft eine Entscheidung. Dies wäre im höchsten Maße kontraproduktiv und würde den Mediationsprozess schlicht unmöglich machen. Der wesentliche Unterschied zum Gerichtsverfahren besteht darin, dass der Mediator nicht versucht, den Schuldigen an dem aktuellen Konflikt zu ermitteln. Vielmehr wird im Verfahren versucht, die Beweggründe der Parteien für ihr Verhalten zu ermitteln.

Kommunikation statt Konfrontation

Dabei setzt das Konzept ganz klar auf Kommunikation. Die Aufgabe des Mediators besteht nun in der Ermittlung des Konfliktkerns, des Grundes also für die aktuell verfahrene Situation. Dabei bleibt er stets neutral und vermeidet konsequent jeden Anschein der Parteinahme für die eine oder andere Seite. Im Rahmen des teilweise auch über mehrere Sitzungen dauernden Prozesses leitet der Experte die Konfliktparteien an, die Motive des eigenen Handelns genauso zu hinterfragen wie die des Gegenübers. Ziel ist es, eine Reflexion des eigenen Verhaltens und das des Gegenübers herbeizuführen.

Kein Urteil, keine Kompromisse

Durch die geschickte Unterstützung seitens des Mediators werden die Konfliktparteien sanft aber bestimmt zum eigentlichen Ziel des Verfahrens geführt: Sie sollen eigenverantwortlich eine Lösung für die aktuelle Fragestellung finden, Regeln aufstellen und natürlich diese auch einhalten. Nicht angestrebt werden hingegen Kompromisse. Denn diese verlangen im üblichen Sprachgebrauch ein Nachgeben einer oder beider Parteien - und hinterlassen daher oft einen schalen Beigeschmack. Im Rahmen einer Mediation wird eine klassische win-win-Situation herbeigeführt, mit der sich beide Konfliktparteien vollständig identifizieren können. Und genau dies unterscheidet die Mediation vom Prozess oder der Beratung: Es werden keine Empfehlungen abgegeben und keine Urteile gefällt. Verantwortlich für das Ergebnis sind ausschließlich die Mediierten!

Anwendbar in vielen Bereichen

Je früher die Beteiligten die Hilfe eines Mediators in Anspruch nehmen, desto leichter stellt sich das Verfahren für Alle dar. Es muss also nicht erst soweit kommen, dass als einziger Ausweg der Prozess im Raum steht. Gerade deshalb ist dieses noch relativ unbekannte Konzept interessant für viele Bereiche: Mediation kann im geschäftlichen Kontext genauso erfolgreich zum Einsatz kommen wie z. B. in der Schule oder im Privatleben. Ein weiteres großes Einsatzgebiet ist die interkulturelle Mediation, die im Zeitalter der Globalisierung mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Hinzu kommt der Einsatz im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs.

Hoch qualifizierte Experten mit Zusatzausbildung

Mediatoren sind hoch qualifizierte Experten, z. B. aus dem Bereich der Psychologie, der psychotherapeutischen Beratung oder des Coachings. Im Rahmen einer Zusatzausbildung werden die Kompetenzen für die Durchführung von Mediationen erworben. Viele Mediatoren sind in einem der verschiedenen Berufsverbände organisiert. Wer also die Hilfe eines qualifizierten Dritten in Anspruch nehmen möchte, sollte den Kontakt zu einer dieser Vereinigungen suchen. Denn die dort registrierten Mediatoren erfüllen die im Gesetzentwurf des Mediationsgesetzes angedachten Mindestqualifikation schon heute. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Mediation ist außerdem der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Mediator und zu Mediierenden. Auch darauf sollten die Beteiligten unbedingt achten. Dann steht dem Erfolg nichts im Wege.

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Artikelsignatur: Thomas Burmeister | Autoren-Ressort: www.crescetis.reporters.de
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