Was können Führungskräfte von der Philosophie lernen?

Verfasst von: Marion Wolters
Haben Philosophie und Führungskräfte eine gemeinsame Schnittmenge? Wenn ja, wie könnte diese aussehen? Oder sind sie grundverschieden? So könnte man auf die eine Seite die Philosophie stellen, die offensichtlich mit einer gewissen Unabhängigkeit von der Welt diese auch zu ihrem Objekt machen kann. Auf die andere Seite stellt man die Führungskraft mit ihrem Zwang z.B. zum wirtschaftlichen Erfolg, der immer auch maßgeblich der gesellschaftlichen Anerkennung unterliegt. Kann die Philosophie die Wirtschaft unterstützen, auch in den Augen der Gesellschaft bestehen zu können, diese sogar dabei unterstützen, die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen?

Auch Computer haben ihre Lebenszeit. Jeder „power user“ weiß, dass diese auch aufgrund der intensiven Nutzung vor der Zeit beendet sein kann. Man nimmt dann ein Zweitgerät, ein Tablet, Handy etc. zu Hand, mit dem man weiter ungestört arbeiten kann. Dennoch fällt für einen kleinen Moment Licht auf die Frage, ob man es nicht mit Kugelschreiber und Papier versuchen sollte (auch wenn das nicht wirklich eine Alternative ist). Und der langsameren, durch Emails, Lyncs und anderen Kommunikationsmöglichkeiten unabgelenkten Arbeitsweise eine Chance geben sollte. Vielleicht auch einem gründlicheren Nachdenken. In früheren Jahrhunderten galt, dass der Herrscher ein Philosoph sein sollte. Welche Vorteile ergeben sich, wenn eine Führungskraft philosophisches Wissen anwendet?

Neue Ansätze im kulturellen Verständnis am Beispiel China. - Die Philosophie bietet unzählige Denkplattformen und Herangehensweisen für Führungskräfte, um Alltagsprobleme zu lösen. So kann man z.B. „Die Kunst der Staatsführung“ von Han Fei lesen, der als der chinesische Machiavelli gilt. Das aus dem Altchinesischen ins Deutsche übersetzte, knapp 650seitige Werk bietet Lösungen zu politischen und philosophischen Fragestellungen aller Art an. Es kann leicht auf interne chinesische Firmenstrategiespiele zum Machterhalt angewandt werden. Sich anbahnende oder bereits durchgeführte Intrigen können in diesem vielseitigen Buch schnell wiedererkannt werden und bieten wertvolle Hinweise, wie chinesische Machthaber denken und agieren. Und lässt so somit manchem interkulturellen Coach Zeit für andere Aufgaben.

Apropos China: Die Führungskraft kann sich dem chinesischen Markt oder dem chinesischen Kollegen auch nähern, wenn sie die Schriften der großen chinesischen Philosophen liest und die drei wichtigsten Denk- und Handlungsweisen (Konfuzianismus, Buddhismus und Daoismus) aus der Historie heraus begreift. Somit ist es ihr möglich, sich auf hohem Niveau mit der künftigen chinesischen Kontaktperson zu unterhalten – und sie für sich zu gewinnen. Wer herausgefunden hat, ob sein Gegenüber mehr der einen oder anderen Philosophie zugeneigt ist, kann bei Problemen maßgeschneiderte Lösungsansätze kreieren und sich bei Auftragsvergaben Vorteile verschaffen.

Wer die vorherigen Gedanken bejaht, wird es auch als sinnvoll erachten, den Mitarbeitern philosophisches Wissen und Denken zu vermitteln. Denn kreative Ideen und konstruktive Lösungen sind das Kapital einer Firma. Praktisch kann das bedeuten, dass man den Mitarbeitern philosophisches Denken z.B. in einer „Lunch & Learn Session“ präsentiert und erklärt. D. h. dass man die Mittagspause in einem Konferenzraum oder einer virtuelle Konferenz dazu nutzt, um einen Philosophen oder eine philosophische Denkrichtung vorzustellen. Anschließend lässt man die Mitarbeiter selbst ein Firmenproblem mit dem vorgestellten Denkansatz lösen.

Zuvor hat man bereits eine entsprechende App mit Denk- und Verhaltensweisen der wichtigsten Philosophen der Welt in kompakter, anwenderfreundlicher Weise programmiert, die man den Mitarbeitern am Ende der Präsentation zur Verfügung stellt. Vielleicht auch einige Übungen dazu (lesen Sie hierzu Kapitel 7 des Buches „Comme Schönheit influences la paz“ der Autorin dieses Artikels http://www.amazon.de/Comme-Sch%C3%B6nheit-influences-paz-Regierungen/dp/3734746795 ). So geschulte Führungskräfte und Mitarbeiter werden nicht nur eher seltene Computerausfälle nutzen, um Probleme philosophisch zu lösen und neue Ideen in die Praxis umzusetzen. Und neben philosophischen Gedanken insbesondere ethische Aspekte berücksichtigen, wenngleich sie bei der Erstanwendung die Entwicklung eines Produktes oder einer Dienstleistung stoppen können.

Doch was nützt ein kurzfristiger Millionengewinn, wenn ein nachhaltiger Imageschaden entsteht, weil z.B. Menschen Schaden nehmen. Nachhaltigkeit bedeutet, dass man bereits nach „der Geburt einer Idee“ solche ethischen Überlegungen anstellt. Damit vermeidet man, dass Bedenkenträger und Möglichkeitenverhinderer diese Idee kleinmachen können. Gleichzeitig wird man einen Weg finden, die Idee finanziell höchst erfolgreich zu vermarkten. Und wird den ethischen Prozess der Ideenverwirklichung medienwirksam inszenieren, um den Kritikern den Boden zu entziehen, und diese bei großen Projekten eingeführte Praxis auch im Kleinen anwenden. Vielfältige und ungewöhnliche Denkansätze für ein weltweit erfolgreiches Unternehmen, das sich damit in den Augen der Öffentlichkeit Respekt verdient.

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