Vorgesetzter oder Führungskraft?

Verfasst von: Thomas Burmeister
Endlich Chef
Endlich Chef  Bild: © JiSIGN - Fotolia.com
Sie haben es geschafft! Nach vielen langen Jahren in der Abteilung kommt endlich der ersehnte Anruf und die Frage, ob Sie sich die Übernahme von Führungsverantwortung vorstellen können. Voller Elan und Motivation sagen Sie zu. Es kann ja nicht so schlimm sein, schließlich kennen Sie Ihre Kollegen und zukünftigen Mitarbeiter schon sein Jahren - und doch kommt alles anders...

Mit Übernahme der neuen Aufgabe und der Verantwortung für die Abteilung hat sich ihre Sicht auf die Dinge sowie die Kolleginnen und Kollegen geändert - und im übrigen auch deren Fokus auf Sie! Plötzlich sind Sie nicht mehr Vertrauter und müssen feststellen, dass Sie - anders als zuvor - auch nicht mehr über alle Vorgänge im Team Bescheid wissen. Vielleicht schlägt Ihnen sogar Ablehnung entgegen, weil sich andere Mitglieder im Team Hoffnung auf die neue Position gemacht haben, womöglich auch älter und erfahrener sind als Sie? Seien Sie froh, wenn Sie diese Entwicklungen wahrnehmen und bestimmten Teammitgliedern zuordnen können. Das ist nicht immer der Fall.

Sie sind nun Vorgesetze/-r, aber auch Führungskraft?

In Ihrer Ausbildung, Ihrem Studium erhielten Sie das erforderliche Wissen, um erfolgreich in Ihrem erlernten Beruf zu bestehen. Fachlich sind Sie fit - aber können Sie deswegen auch Kolleginnen und Kollegen führen? Diese Skills werden in der Regel während der Ausbildung nicht oder nur am Rande vermittelt. Natürlich können Sie autoritär "regieren" und auf diese Art und Weise Ihre Entscheidungen durchdrücken - wie es viele Vorgesetzte auch heute noch tun. Schaden wird dies vor allem Ihnen. Und ob Sie Ihre Ziele erreichen werden, steht in den Sternen.

Eine Studie der Personalberatung Rochus Mummert förderte in diesem Jahr Erschreckendes zu Tage: In fast jedem zweiten Unternehmen ist die Unternehmenskultur von mangelnder Wertschätzung und Achtung geprägt. Seriöse Forschungen haben darüber hinaus ergeben, dass ca. 24 % der Mitarbeiter deutscher Unternehmen innerlich gekündigt haben. Eine der Ursachen: Das Verhalten der Führungskräfte! Wichtig in diesem Zusammenhang: Es kommt nicht darauf an, welche Absicht der Chef hat, sondern wie dessen Verhalten vom Mitarbeiter wahrgenommen wird. Und genau hier unterscheiden sich Führungskräfte von Vorgesetzten! Wenn Kommunikation funktionieren soll, so muss sie zwangsläufig in beide Richtungen laufen!

Kommunikation und Drahtseilakt

Der Weg in das Herz der Mitarbeiter führt über die Kommunikation. Eine gute Führungskraft weiß um die Werte und Motive des Gegenübers. Denn diese zu verletzen, ist einer der Kardinalfehler und kaum wieder zu reparieren. Gleichzeitig jedoch muss klar sein, wer die Entscheidungen letztendlich zu treffen hat - und auch die Verantwortung hierfür trägt. Und genau deshalb gilt: Kommunikation ja, doch nicht jedes Thema kann von A bis Z mit jedem Kollegen durchdekliniert werden. Hier das richtige Maß zu finden, ist eine der großen Herausforderungen.

Auch die berühmt-berüchtigten Mitarbeiter- oder Jahresgespräche sollte man führen können, bevor man sich dieser Aufgabe stellt. Weitere Fragestellungen: Wie löse ich Konflikte im Team? Wie kommuniziere ich unbeliebte Entscheidungen der Firmenleitung, ohne selbst auf der Strecke zu bleiben und wann hole ich professionelle Hilfe von Dritten hinzu? Wie bleibe ich authentisch und wie motiviere ich auch in Krisenzeiten? All dies sollte man wissen und können, bevor man die Seiten wechselt. Leider ist die Realität in Deutschland oft eine andere. Viel zu oft wird gutes Personal einfach in das kalte Wasser geworfen, in der Erwartung, dass "die Jungs und Mädels ihre Sache schon gut machen werden". Ein fataler Fehler!

Zur Führungskraft wird man nicht geboren (Bild: © Fotolia)

Zur Führungskraft wird man nicht geboren. Hierzu bedarf es einer qualifizierten Weiterbildung. Denn es dürfte nachvollziehbar sein, dass hier das oftmals probate Mittel des "try and error" - Versuch und Irrtum - nicht wirklich zielführend ist. Gute Mitarbeiter sind rar gesät. Und wenn der inneren Kündigung die ganz offizielle folgt, ist es naturgemäß zu spät. Wer also plant, eines Tages einmal Führungsverantwortung zu übernehmen, sollte sich hierfür in einem Führungskräfteentwicklungsprogramm qualifizieren. Hier erhalten Sie das Rüstzeug, all den geschilderten - und noch vielen weiteren - Herausforderungen souverän zu begegnen und Ihr Team zu motivieren. Und eines zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber damit sehr deutlich: Dass Sie eine der Voraussetzungen für eine Führungsposition auf jeden Fall mitbringen: Eigeninitiative!

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