Von den Alpen bis zum Wattenmeer

Verfasst von: Robbin Gajda
In seinem aktuellen Werk „Durchs wilde Deutschland“ beschreibt Andreas Kieling auf 340 Seiten seine aufregende und bewegende Wanderung durch die deutsche Natur. Schon beim letzten Buch »Ein deutscher Wandersommer« marschierte der Abenteurer entlang des grünen Bandes und verzauberte damit seine Leser. Bereits während des »Wandersommers« reifte bei dem Naturfilmer der Wunsch heran, noch mehr wilde Gegenden in Deutschland zu erkunden.

Vielen ist Andreas Kieling als Dokumentarfilmer und Filmproduzent aus zahlreichen Fernsehproduktionen bekannt. Der gebürtige Gothaer floh 1976 im Alter von 16 Jahren aus der DDR und wurde bei seiner Flucht angeschossen. In Westdeutschland heuerte er als Seemann auf deutschen Handelsschiffen an. Danach absolvierte er Ausbildungen zum Forstwirt und Berufsjäger. Im Jahr 1985 legte er die Prüfung zum Revierjagdmeister ab. So lässt sich leicht erklären, warum Kieling in seinen Werken häufig Waidmannssprache benutzt. Dies geschieht jedoch ohne überheblich und lehrerhaft zu wirken. Ganz im Gegenteil – er vermittelt sein Fachwissen geschickt dem neugierigen Leser. Nun zur Reise: Begleitet von seiner treuen Hündin Cleo, beginnt die Reise im Berchtesgadener Land.

Dort lebt eine der drei größten Steinbockpopulationen in Deutschland, auf dessen Suche er ist. Bereits das Einstiegskapitel offenbart dem Leser, dass dieses Buch eine gelungene Mischung aus Natur- und Wanderführer ist. Wenn Kieling seinen Aufstieg zum Carl-von-Stahl Haus beschreibt, fühlt man sich, als wäre man direkt dabei. Anschaulich werden ökologische Zusammenhänge in den Alpenregionen und die besondere Tier- und Pflanzenwelt erklärt. In einem Nationalpark, dort wo die »Natur Natur sein darf«, gelten andere Regeln, die anschaulich erklärt, aber auch kritisch hinterfragt werden. Sympathisch werden weitere Akteure der Wanderung – sei es Kameramann Frank Gutsche, der Hüttenwirt Stefan oder auch Wanderer – mit in die Handlung eingebunden.

Natürlich schafft Kieling es, zusammen mit Frank die scheuen Steinböcke vor die Kamera zu bekommen und erklärt anschaulich die Lebensbedingungen der Paarhufer. Nach einem sehr chaotischen Abstieg, bei dem sich die beiden verlaufen, endet das Kapitel glücklich. Obwohl die Aufgabe beendet ist, verbringen die beiden noch eine Zeit in der Umgebung und lassen den Leser dabei auch nicht außen vor. Touristische Höhepunkte wie das Salzbergwerk in Berchtesgaden, das Adlergehege von Wolfgang Czech und das Kehlsteinhaus am Obersalzberg werden genauso spannend und liebevoll beschrieben. Wer dieses Kapitel gelesen hat, legt entweder das Buch zur Seite oder will noch mehr – und das hat der Autor auch zu bieten!

Die weiteren Kapitel sind ähnlich aufgebaut und ziehen den Leser immer tiefer in den Bann. Bereits im nächsten Kapitel erfährt der Leser, warum es der Feldhamster vom Allerweltsnager auf die rote Liste geschafft hat. Danach folgen eindrucksvolle und emotionale Erlebnisse mit Luchsen, Wölfen und Bibern, Hirschkäfer und Kranichen usw. bevor die Reise auf Deutschlands einziger Hochseeinsel – Helgoland – endet. Seine Verbundenheit und Liebe zur Natur ist in allen Kapiteln wiederzufinden. Er nimmt seinen Leser mit, informiert und fasziniert. Man fühlt sich als Teil des Ganzen; so als wäre man dabei. Seine lockere und sympathische Art bewirkt, dass man gar nicht mehr aufhören möchte, das Buch zu lesen.

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Artikelsignatur: Robbin Gajda
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