NSA Affäre, jeder liefert seine intimsten Daten "frei Haus"

Verfasst von: Marc Störmer
"Privatsphäre" ist längst Vergangenheit. Ein jeder hat ein Handy, einen Laptop oder ein anderes Internet fähiges Gerät mit einer oder sogar zwei Kameras, GPS Ortung und vielen Diensten mehr, die "fast" jedes Detail den Geheimdiensten und sogar professionellen Hackern "frei Haus" liefern. Die Zeiten, in denen jemandem Detektive hinterhergeschickt wurden, wenn man etwas über ihn erfahren wollte, sind vorbei. Spionage  bis ins Schlafzimmer eines Jeden findet heute vom Schreibtisch aus statt.

Lässt man die ersten Entwicklungen von mobilen Telefonen in den frühen 1920er Jahren mal außer Acht und betrachtet die Entwicklungen in den 1970er Jahren der Handy-Geschichte erkennt man, wie jung die Geschichte der nahtlosen Spurenverfolgung mittels Mobiltelefon eigentlich ist und wie schnell sich seitdem weitere Felder der nahtlosen Datenaufzeichnung ergeben haben. Programmierer wissen, was der Laie (Nicht-Fachmann) nicht weiß. Es werden keine Gesetze benötigt, um Daten dauerhaft aufzuzeichnen und auszuwerten. Dies liegt im eigenen Interesse der Netzanbieter und deren Kunden aus der Werbebranche um gezielt Bewegungs- und Verhaltensdaten von Kunden aufzuzeichnen und auszuwerten. Lediglich die "zur Verfügung" Stellung der Daten an Behörden wird zum Schein gesetzlich geregelt.

Bewegungsdaten

Jedes Handy ist in der Regel personalisiert und auf eine bekannte Person registriert. Die Position jedes Handys ist bis auf wenige Zentimeter zu jeder Zeit exakt bekannt. Dies ist durch die Peilung des Handys möglich, da das Handy durch mehrere Sendemasten erkannt wird und daher die Position exakt bestimmt werden kann. Die Peilung zu beschreiben würde das Thema hier sprengen. Sprich: Die Position jedes Handynutzers ist zu jeder Zeit bekannt. Vielleicht ist dem Einen oder Anderen schon aufgefallen, dass eine der ersten Fragen der Polizei mittlerweile immer ist: Wie ist ihre Handynummer - aus gutem Grund -. Dies dient u.A. zur Aktualisierung der Datensätze.

Ganz besonderes Interesse hat die Polizei immer wieder an den aktuellen Handynummern der Jugendlichen und "Bekannten Personen" in Brennpunktgebieten, da die Jugendlichen oft Pre-Paid Handys ohne Registrierung oder ohne nachvollziehbare Registrierung haben. Passiert an irgendeinem Punkt X irgendeine Straftat Y, werden als Erstes die Handydaten abgefragt und damit stehen zum Zeitpunkt Z alle Personen fest, die sich am Tatort oder in unmittelbarer Nähe dazu aufgehalten haben. Damit ist der Personenkreis der Verdächtigen schnell auf ein Minimum reduziert. Nach Abfrage der Strafregister der ermittelten Personen ergibt sich für einen geübten Detektiv schnell ein Treffer und ein Verdächtiger ist gefunden. Jetzt gilt es, weitere Hinweise zu finden.

Neben den Positions- und Bewegungsdaten werden natürlich auch alle Gesprächsdaten festgehalten... Es lässt sich erahnen, welche weiteren Folgerungen sich daraus ziehen lassen. Position, Gespräche, weitere Telefonnummern, damit weitere Personen, die mit der Person X Kontakt haben... Ein Dilemma! Dies ist natürlich keine Verschwörungstheorie, sondern einfach nur nachvollziehbarer Alltag des täglichen Lebens und reiht sich ein in jedes Szenario, bei dem Verhaltensdaten aufgezeichnet werden. Zahlen sie an irgendeinem Punkt der Welt mit Ihrer Kreditkarte oder nutzen einen Geldautomat, ist sowohl ihre Position, als auch der Zeitpunkt bekannt an dem Sie an dieser Position waren. Damit genug, denn ein 500 Seiten Buch würde nicht ausreichen, das Thema zu beschreiben.

Fingerabdrücke

Viele "unbescholtenen" und "bescholtene" Bürger kaufen sich voller Stolz einen Laptop oder anderes Mobilgerät mit einem Fingerabdruckscanner und denken, nun kann keiner mehr unerlaubten Zugriff auf sein Gerät nehmen. Weit gefehlt. Der Zugriff kann jederzeit über das Internet erfolgen. Entweder durch unzureichende Absicherung bekommt jeder Hobby-Hacker Zugriff zu dem Gerät und falls eine professionelle Absicherung erfolgt mittels billiger oder teurer Virensoftware, so erhält der Vertreiber der Software jederzeit ungehinderten Zugriff zu den abgesicherten Geräten. Aber das würde er natürlich niemals ausnutzen, oder? Fakt ist: Der Zugriff auf jedes Gerät Weltweit, welches über eine Internetverbindung verfügt, ist zu jederzeit möglich. 

Sicher hat der Eine oder Andere schon mitbekommen, dass das Verteidigungsministerium der USA gehackt wurde, oder als aktuelles Beispiel: Wurde das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abgehört? Ja. Das dürfte zur lebhaften, vor Allem glaubhaften Veranschaulichung genügen. Damit ist auch der Beweis erbracht, dass keinerlei Daten sicher sind. Schon gar nicht die dort gespeicherten Fingerabdrücke. Folglich liefert jeder, der seine Fingerabdrücke in seinem - nennen wir es Datengerät - speichert, jedem professionellen Hacker und natürlich auch jedem Geheimdienst, wie auch der NSA "frei Haus". Dies erleichtert natürlich die Aufklärungsarbeit der Polizei, verstößt aber auch in vollem Umfang gegen die Persönlichkeitsrechte eines jeden Menschen.

Passfotos, Selfies und andere private Bilder

Handys sind also in der Regel personalisiert, die Position ist bekannt und auch die Kommunikationsdaten des Nutzers. Dem schließen sich nun die neuerdings unter dem Begriff "Selfies" bekannten Fotos an. Sprich: Die Datensammlung ist komplett. Alle persönlichen, angeblich geschützten Daten sind vollumfänglich über jede einzelne Person verfügbar, die ein Handy oder anderes Gerät benutzt, welches mit dem Internet verbunden ist. Auch die Kameras von Laptops können von Hackern jederzeit eingeschaltet werden, ohne dass der Nutzer dies mitbekommt. Mittlerweile gibt es dafür Software im Internet für jeden verfügbar, wodurch nun schon der Laie in die Intimsphäre anderer eindringen kann, ohne erkannt zu werden. Aber auch dieser Laie hinterlässt seine Spuren.

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Artikelsignatur: Marc Störmer | Autoren-Ressort: mstoermer.reporters.de
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