Deutsche Kabelnetze vor dem Kollaps? Ingress-Problematik.

Verfasst von: Marc Störmer
Einstrahlungsquellen Spürgerät
Einstrahlungsquellen Spürgerät  Bild: Marc Störmer
Täglich kommen hunderte neue Kabelinternet-Installationen im Bereich eines Kabelnetzbetreibers hinzu. Einige Anschlüsse werden auf bereits rückkanalfähige (kommunikationsfähig mit rückkanalfähigem Multimediaverstärker ausgebaut) Hausanlagen installiert, viele Installationen werden aber auch durch Umrüstung der alten Hausverstärkeranlage auf eine multimediafähige Anlage realisiert. Werden hier Fehler gemacht oder die wichtigste Messung (Ingressmessung) vor Verlassen des Hauses vergessen, kann dies dramatische Folgen haben.

Dabei sind Lösungen in greifbarer Nähe. Derzeit halten Kabelnetzbetreiber noch an wenigen, namhaften Herstellern von Messgeräten fest, doch auch andere Entwickler haben sich mit den Anforderungen der Kabelbranche beschäftigt und die für die dort vorhandenen Probleme Lösungen entwickelt, die sich sehen lassen können. Die Entwicklungen sind mit jungen, frischen Innovationen behaftet, die teilweise mit erheblich geringerem Aufwand weitaus bessere Ergebnisse erzielen. Auch vom Preis her unterbieten sie die meisten auf dem Markt erhältlichen Geräte, die vor Jahren entwickelt wurden und mittlerweile auch in die Jahre gekommen sind.

angacom 2014 (Bild: Marc Störmer)

Die ANGACOM in Köln, Deutschland,  ist für die Kabelnetzbetreiber, die Hersteller der Netztechnik-Komponenten für alle Netzebenen sowie die Dienstleister die wichtigste internationale Messe um sich auszutauschen und aufeinander abzustimmen. Nirgends sonst auf der Welt kann man auf so kleinem Raum so viele Innovationen bekommen, Kontakte knüpfen oder auch den einen oder anderen Auftrag generieren. Über eines sind sich alle Aussteller einig: Diese Messe ist ein Pflichtprogramm. Hier geht es nicht nur um sehen und gesehen werden, hier werden Gespräche geführt, die längst überfällig sind. Lässt der Alltagsstress im Geschäftsleben oft nicht zu, dass man zu einem Termin oder Gespräch mal gerade ein paar hundert Kilometer fährt, oder gar noch weiter fliegt, so kann und muss man die Gelegenheit auf der ANGACOM wahrnehmen.

Undichte Stellen finden

Die Technik: Durch das Aussenden eines Störsignals mittel Antenne welche mit Magnetfuß auf dem Fahrzeugach montiert ist, wird die undichte Stelle aufgespürt. Das ausgestrahlte Signal dringt in die undichte Stelle ein und wird am Headend des HFC-Netzes durch einen dort installierten Empfänger erkannt. Die ausgesendeten Störparameter werden analysiert, während gleichzeitig die Position der Messung, der Zeitpunkt und weitere Parameter in eine Datenbank geschrieben werden. Somit ist die gesamte Messung reportet und kann entsprechend ausgewertet werden. Durch die Erfassung der Geokoordinaten kann die undichte Stelle bis auf 2m genau geortet werden.

Punktgenaue Lokalisierung

Ist die Fehlerquelle erst einmal auf 2m genau geortet, wird der Störsender mit einer Dipol Antenne ausgestattet und die Nahfeldsuche kann in kürzester Zeit gezielt die undichte Stelle aufspüren. Zu jeder Zeit werden die Daten live übertragen und können mit jedem Internet-Browser fähigem Gerät angezeigt werden. Dadurch kann man gezielt auf die undichte Stelle zugehen, denn der Wert (Feldstärke) ändert sich und wird stärker, je näher man der Leckstelle kommt. Bisher wurde Ingress mittels Ingressmessung am ÜP dokumentiert. Ist der Wert am ÜP zu hoch, beginnt die Suche.

Während das Messgerät am ÜP angeschlossen ist, wird versucht herauszufinden, aus welchem Strang oder welchem Kabel die Störung wahrscheinlich kommt. Jede mögliche passive Komponente, jede Schraubverbindung und jede Antennendose bzw. Multimediadose muss überprüft werden, ob sie "möglicherweise" Ursache der Einstrahlung ist. Eine äußerst zeitraubende und auch sehr ungenaue Methode der Ingressquellen-Suche und Beseitigung. Zudem werden i.d.R. 2 Techniker benötigt, die zudem noch in Funkkontakt stehen müssen, denn nicht immer ist die Störung im Bereich der Anlage, viel häufiger in Wohnungen von Kunden oder irgendwo im Gebäude. 

Während der eine Techniker sämtlichen Steck- bzw. Schraubverbindungen löst, um die undichte Stelle aufzuspüren, liest der 2. Techniker die Anzeige auf dem Messgerät ab und signalisiert dem 1. Techniker, wenn die mögliche undichte Stelle gefunden ist. Ein sehr aufwendiges und längst nicht mehr zeitgemäßes Verfahren. Täglich ist der Einsatz zahlreicher Techniker notwendig, um die undichten Stellen, die zu erheblichen Beeinträchtigungen der Netzqualität führen, zu beseitigen. Mit dem neuen Verfahren von Effigis-Technik kann der Ingress nicht nur schnell aufgespürt und beseitigt werden, es kann auch präventiv zur Aufspürung von Leckstellen eingesetzt und damit ein zusätzliches Auftragsvolumen zur Entstörung generiert werden. 

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Artikelsignatur: Marc Störmer | Autoren-Ressort: mstoermer.reporters.de
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