Schlossrundgang mit Gespenst Waldemar im Jagdschloss Grunewald

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Jagdschloss-Tor
Jagdschloss-Tor  Bild: Selena Plaßmann
Die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin bergen viele authentische Geschichten und seltsame Geheimnisse. Sie gehören zum UNESCO- Weltkulturerbe. Im Jagdschloss Grunewald, Berlins ältestem erhaltenen Schloss, lavierte Kurfürst Joachim II. sein Reich durch die Wirren des Spätmittelalters in eine neue Epoche. In dem Wandel der Astrologie zur Astronomie begann das Zeitalter der Renaissance.“ Die Wahrung des Friedens im kirchlichen und weltlichen Bereich“ war dem Kurfürsten ein stetes Anliegen.

Die Jagdleidenschaft der Hohenzollern ist bekannt. So ließ“ Hektor“, tatsächlich der Spitzname des „Kurfürsten Joachim II, 1542 Schloss Grunewald für seine Jagdaufenthalte errichten. Während das Hofleben geprägt war von Festen, Spielen, Mode, Musik und Vergnügungen, bemühte er sich um eine fortschrittliche Bildungspolitik. Geistige und künstlerische Werke, basierend auf Manuskripten antiker Autoren in Klöstern und Universitätsbibliotheken, hatten es ihm angetan. Dem Ideal der Renaissance entsprechend, förderte er die Rezeption der griechischen und römischen Antike. Philosophie, Wissenschaft und die Mythen aus der Geschichte des Abendlandes gehörten zum geistigen Pensum. “Ein anmutiges Denkspiel ritterlicher Humanisten.“ Die Intention eines neuen „goldenen Zeitalters“ wurde mit der Selbstverantwortlichkeit des Menschen verbunden.

Schloss-Gespenst Waldemar (Bild: Selena Plaßmann)

Verborgenen Winkel von Schlössern und alten Burgen sind Fundgruben. Die Führung. mit Gespenst Waldemar und seiner Freundin, der Geschichten-Sammlerin Astrid Heiland, durch die berühmte Cranach- Ausstellung gibt Einblicke in das Kunstschaffen im 16. Jahrhunderts und in die damals gepflegten Herrschertugenden. Das Jagdschlossgespenst plauderte auch aus dem Nähkästchen. „Hektor“ hatte, obgleich er verheiratet war, eine Geliebte. Anna von Sedyk, ebenfalls verheiratet, wurde seine Jagdgefährtin. Sie trug - für den damaligen Zeitgeist unschicklich - auf Jagdabenteuern Männerkleidung. Anna war seine musische Perle auf Jagdfesten. „Hektor“ hatte auch eine Leidenschaft für Alchemie und verschwand stundenlang in seinem geheimen Schloss-Laboratorium. Im Schloss- Archiv befindet sich sein „magischer Bleiring “, der bei besonderen Anlässen Gold erstrahlte. Nach dem Tode des „Kurfürsten der Renaissance“ wird Anna jahrelang in der Spandauer Zitadelle eingesperrt, bevor sie der Legende nach verschwindet.

Verbotene Tür (Bild: Selena Plaßmann)

Um die spukende Anna, „die schöne Gießerin“, ranken viele Geschichten. Jagdschlossgespenst Waldemar zeigt uns die „verbotene Tür“, die ins Nirgendwo führen soll. Dort wurde sie vermutlich eingemauert. Für diese Schmach übt sie seitdem Vergeltung an den Hohenzollern und spukt als „weiße Frau“ in Schlössern und Burgen. Das Wasserschloss „Zum Grünen Wald“ ist mittlerweile ein beliebter Ort für Theateraufführungen, Konzerte und Veranstaltungen. In dem charmanten Café und Hof- Restaurant mit köstlichem selbstgebackenen Kuchen lädt eine legere Atmosphäre zum Verweilen ein. Spaziergänge durch den Schlossgarten mit der Kräuterfrau Alfruno, einer Vertreterin der „Zauberpflanzen-Hexenkunst“, geben Einblicke in die zeitlose Wirksamkeit der Heilkräuter aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Im Seitenflügels des Schlosses gibt es mittlerweile im 1. Obergeschoss eine Ferienwohnung. Vielleicht sorgt bei längeren Aufenthalten die „weiße Frau“ für Überraschungen.

Zum Grünen Wald
Dorfwald Seelitz
Schloss-Fenster
Schloss Einstein (Bild: Selena Plaßmann)

Das Jagdschloss sowie die angrenzende Umgebung, das fiktive brandenburgische „Dorf Seelitz“, waren 1998 Kulisse für die erste Staffel der beliebten Film-Serie „Schloss Einstein“. Albert Einstein, der Begründer der Relativitätstheorie, wurde als Namensgeber ausgewählt; „ Einstein hatte nur eine vier in Mathe und war später mal total genial“(Titelsong). In dem SchuliInternat wird über die Wissensvermittlung hinaus eine charakterliche Erziehung gelehrt. Ältere Schüler*innen werden als Paten zur Seite gestellt. Im Mittelpunkt steht eine humanistische Bildung im Hinblick auf ein eigenverantwortliches Leben. Aufkeimende Konflikte zwischen den Internats- und Dorfschüler*innen, für deren Familien eine privat finanzierte Schulausbildung nicht erschwinglich ist, entspannen sich in Luigi“s familiärer italienischen Eisdiele bei Karaoke und Mäuse-Wettrennen. Dort werden Turniere geplant und Freundschaften geschlossen. „Schloss Einstein“ wird in vielen Ländern ausgestrahlt und wurde mit dem „Goldenen Spatz“ ausgezeichnet.

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