Den Gürtel enger schnallen

Verfasst von: Marc Mühleis
Gürtel von Barnes & Moore, Model Nickel Brown
Gürtel von Barnes & Moore, Model Nickel Brown  Bild: Burg & Schild Berlin, Photorechte
Pandemie in den Städten, Inflation am Horizont, drohender Jobverlust, Umorientierung ganzer Wirtschaftsbranchen... alles keine erfreulichen Aussichten. Doch was hilft das Gejammer. Dieser verdammte Virus, der über die Erde hereinbrach wie ein Tzunami, der unser bisheriges auskömmliches Leben, zumindest in den reichen Ländern dieser Erde, so gehörig auf den Kopf stellte...ist nun mal da.Und wenn wir ehrlich sind, fühlt es sich oft an wie Krieg. Keine Bomben, trotzdem immer mehr Tote.

Keine zerstörten Fabriken, trotzdem steigt die Arbeitslosigkeit. Kein Fliegeralarm, trotzdem Ausgangssperre und Partyverbot. Vielleicht hält uns der Virus aber auch nur den Spiegel vor Augen. Flüstert uns leise zu."Ihr habt es übertrieben. Mit der Ausbeutung der Natur, mit der Befriedigung eurer ständig steigenden Ansprüche. Immer mehr, immer weiter, immer schneller." Kleiderschränke platzen nicht nur bei Frauen, mittlerweile auch bei Männern aus den Nieten. Oder dieses unsägliche Abarbeiten von Bucket-Listen, von Reisezielen, von Instagram Shots, nur um irgendwelche Follower zu beeindrucken oder neidisch zu machen. Klar, junge Menschen, vor allem Teenager wollen feiern, wollen Party machen. Wollen Anerkennung, müssen ihr noch kleines Selbstbewußtsein aufpimpen.

Gürtel von Barnes& Moore, Modell Bosun Oak (Bild: Burg& Schild Berlin, Rechteinhaber)

Aber auch Sportvereine, Karnevalfreaks, Kegelclubs, alte wie jungen Menschen brauchen den persönlichen Austausch, brauchen das Treffen mit anderen Menschen. Von den arg gebeutelten Künstlern und Solo-Selbstständigen ganz zu schweigen. Und alle, ob Restaurant, Club-und Barbesitzer sind zu Recht frustriert, wenn Umsatz wie Gäste, wenn alles davonschwimmt. Doch halt: Die "Kriegswirren" dauern jetzt noch nicht einmal ein Jahr. Und wie es aussieht, wird erst spätestens in einem weiteren Jahr wieder Frieden herrschen. Man stelle sich vor, der erste Weltkrieg wäre nach zwei Jahren und nicht nach vier Jahren beendet gewesen, der zweite Weltkrieg nach zwei und nicht erst nach sechs Jahren. Oder gar der Dreißigjährige Bauern-und Konfessionskrieg im 17.Jahrhundert. Auch unsere Großeltern und Urgroßeltern waren mal jung, hatten nicht immer nur Party -und Urlaubspläne. Manchmal wird man das Gefühl nicht los, letzteres sei das einzige.

Gürtel von Barnes&Moore, nickel brown (Bild: Burg& Schild Berlin, Rechteinhaber)

Das einzige was unsere Gesellschaft offenbar noch zusammenhält. Unser Vorfahren mussten flüchten, mussten mitansehen wie ihre Heimat abrannte, mussten alles wieder aufbauen. Davon kann nach einem Jahr Pandemie weiß Gott noch keine Rede sein. Wir werden es doch hinkriegen, zum Wohle der Alten, zum Wohle der Jungen uns noch ein Jahr zu bescheiden. Lernen, dass den Gürtel enger schnallen, einen nicht umbringt. Aber dafür braucht es neben einem gewissen Maß an Toleranz und Verstand auf jeden Fall auch einen guten Gürtel. Keine Wegwerfware mit ätzenden Chemikalien ( wie Chrom und Brom) verseuchte Ledergürtel. Dass hier nur auf Männergürtel eingegangen wird, bedeutet nicht ,dass Frauen sich nicht auch einschränken können und müssen. Doch seien wir ehrlich, bei Frauen ist es etwas komplizierter.

Es gibt einfach zu viele Gürtel von Gucci bis Zalando. Dann ist da noch der Grundsatz fast aller Männer: Happy Wife, happy Life. Aber welche Frau ist schon happy, wenn sie sich modisch einschränken müsste.Vielleicht hilft es ja, wenn wir Männer da mal voranschreiten und zeigen, weniger, aber qualitativ gut, ist oft mehr. Frauen sagen sich vielleicht dann, was die können, können wir auch. Eine Utopie? Sei's drum. Wenn wir alle noch ein Jahr den Gürtel enger schnallen, zeigen, dass wir alle keine Weicheier sind, dann wird auch alles wieder gut. Und wenn nicht? Dann gilt: Heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder wieder, keine Frage.

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Artikelsignatur: Marcus Mühleis | Autoren-Ressort: Mrey.reporters.de
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