Sportfotos in der Halle - eine knifflige Aufgabe

Verfasst von: Gisbert Kühner
Nur Volleyball am Kopf
Nur Volleyball am Kopf  Bild: Gisbert Kühner ( geka-pics)
Sportfotografien sind eine Herausforderung. Künstlerische Wischeffekte, die die Dynamik der Sportart betonen, sind schön. Aber im Regelfall werden die Medien solche Fotos nicht benutzen. Fotos für Presseartikel müssen Informationen liefern. Die Bildqualität muss stimmen. Schärfe, eingefrorene Bewegungen statt Kreativität sind angesagt. Bei Fotos im Freien geht das meist unproblematisch. Bei den oft miserablen Lichtverhältnissen in der Halle gehen Kameras bzw. die Objektive gerne in die Knie.

Warum sind Fotos in Sporthallen so viel schwieriger als draußen? Es ist das verfügbare Licht, dass dem Fotografen viel Kopfzerbrechen bereitet. Das verfügbare Licht zwingt den Fotografen, eine möglichst große Blende zu nutzen. Das ist aber nicht unbedingt gut. Denn je größer die Blende desto kleiner ist der Schärfenbereich. Da zudem der Fotograf in der Regel nicht nah ans Objekt kann, muss ein Teleobjektiv, besser ein Tele-Zoom her. Bei der idealen Kombination gehen die Investitionen für ein Objektiv schon bis in den mittleren 4-stelligen EURO-Bereich.

Perspektive von unten

Um Fotos mit brauchbarer Schärfe zu bekommen, sind schnelle Verschlusszeiten unabdingbar. Im Freien bei Sonneschein sind bei einer Blende von 5,8 oder 8 Verschlusszeiten von 1/1250 oder noch schneller möglich. In den Hallen wird es schon bei einer Blende von 2,8 eng. Unter eine Belichtungszeit von 1/500 darf man nicht gehen, zumindest beim Volleyball. Bei 1/350 hat man bereits Bewegungsunschärfe. Dann kommt das nächste Problem: Eine große Blende wirkt sich negativ auf den ISO-Wert aus. Ich rate von einem auf automatisch eingestellten ISO-Wert ab. Stattdessen empfehle ich den Wert fest einzustellen. Alles was über 800 ISO ist, verursacht unschönes Bildrauschen. Die richtige Einstellung muss man durch Test vorher immer ausprobieren.

Für gute Sportfotos gibt es ein paar Grundsätze: 1. Nah an den Sportler dran, je näher desto besser. Wenn sie später mit Ausschnitten arbeiten müssen, bedeutet das Schärfeverlust und meist auch Bildrauschen. 2. Unterschiedliche Perspektiven auswählen. In den verwendeten Beispielfotos sind Perspektiven am Netz von unten und auch von der Tribüne aus direkt über dem Netz gewählt. Diese Perspektiven ergänzen die üblichen Standorte für die Fotos auf Spielfeldniveau. 3. Die Menge macht´s. Sie müssen damit rechnen, dass viele ihrer Fotos unbrauchbar sind. Deshalb müssen sie möglichst viele Fotos schießen. Auch wenn einiges daneben geht. Die guten Ergebnisse rechtfertigen den hohen Aufwand. 4. Verwenden sie unterschiedliche Objektive je nach Distanz zum Objekt.

5. Machen sie ihre Aufnahmen im RAW-Format. Das ist quasi ihr Rettungsanker. Sie haben einen Spielraum bis zu einer Blende als Belichtungskorrektur bei der Bearbeitung. Und zu guter letzt: der Farbstich. Sie fotografieren bei Kunstlicht und holen aus ihrer Kamera und dem Objektiv die letzten Reserven heraus. Bei der Bearbeitung am Rechner sind Farbstiche in der Originalaufnahme fast die Regel. Also an den Einstellungen drehen bis die Farbe stimmt bzw. ihrem Geschmack entspricht. Und noch eins ganz zum Schluss: Das Titelbild, bei dem der Volleyball den Kopf der Spielerin ersetzt, war natürlich ein Zufallsprodukt. Ich finde es Klasse, aber die Presse würde das wie vorn gesagt niemals in einem Pressebericht verwenden.

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Artikelsignatur: Gisbert Kühner | Autoren-Ressort: www.Gisbert-Kuehner.reporters.de
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