Nachtaufnahmen – von der Aufnahme bis zum fertigen Bild

Verfasst von: Gisbert Kühner
Heidelberger Schloss mit Scheffelterasse, kein HDR
Heidelberger Schloss mit Scheffelterasse, kein HDR  Bild: Gisbert Kühner (geka-pics )
Immer die gleichen Motive. Landschaften, Gebäude, Blumen, Tiere usw. Irgendwann wird es langweilig, wenn man zum x-ten Mal das gleiche Motiv fotografiert. Viel mehr Spaß macht es dann, wenn man was Neues probiert. Wie wäre es z.B. mit Nachtaufnahmen. Eine besondere Herausforderung, wenn man nicht einfach nur „knipst“. Und wenn dann die fertigen Ergebnisse vor einem liegen, weiß man, dass die Mühe sich gelohnt hat.

Ich will nun beschreiben, wie ich bei Nachtaufnahmen vorgehe. Die Beschreibung beginnt bei der Vorbereitung und endet beim fertigen Foto. Nachmachen erwünscht. Was benötigen sie als Ausrüstung? Auf jeden Fall ein Stativ. Ein stabiles Stativ, das für die von Ihnen eingesetzte Kamera geeignet ist. Das Stativ muss aus 2 Gründen stabil sein: 1. zum Schutz der Kamera vor einem möglichen Kippen, 2. als Schutz vor einem Verwackeln, z.B. bei starkem Wind. Und nun zur Kamera. Als ich vor kurzem in Heidelberg unterwegs war und Aufnahmen vom Schloss, der Altstadt und der alten Brücke gemacht habe, traf ich reihenweise auf Fotografenkollegen, die ihr Smartphone eingesetzt haben.

Print Academy (Bild: Gisbert Kühner (geka-pics ))

Also wenn ich bedenke, wie viele Ausschuss- Fotos ich mit meiner Ausrüstung gemacht habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass da was Vernünftiges dabei war. Hängt natürlich aber auch von den Ansprüchen ab. Aber qualitativ unter mindestens einer Bridge-Kamera sollte man meiner Meinung nach nicht fotografieren. So, zu meiner Ausrüstung: Ich fotografiere mit einer Olympus E5, selbstredend auf einem stabilen Stativ. Als Objektive hatte ich 2 Olympus Zuiko-Objektive im Einsatz, das Olympus Zuiko 40-150mm 1:4.0-5.6 ED Four Thirds Digital und Olympus Zuiko Digital 14-54mm 1:2,8 - 3,5. Und natürlich habe ich einen Fernauslöser dabei gehabt. Die größten Risiken für unbrauchbare Nachtaufnahmen sind meines Erachtens ein zu starkes Bildrauschen und zu hohe Kontraste zwischen den einzelnen Lichtquellen in der geplanten Aufnahme.

Alte Brücke Heidelberg, HDR
Steintor Heidelberg, HDR
Blick auf das Heidelberger Schloss, kein HDR
Hotel Ritter Heidelberg, HDR (Bild: Gisbert Kühner (geka-pics ))

Die Einstellungen der Kamera: Zur Vermeidung des Bildrauschens stelle ich den ISO-Wert manuell auf 100. Die Aufnahmen mache ich im RAW-Format, damit ich später noch die Möglichkeit der Belichtungskorrektur habe. Als Blendenwert nehme ich in der Regel f8, nur in Ausnahmefällen öffne ich die Blende weiter. Aus dieser Kombination ergeben sich Belichtungszeiten von 30 bis 60 Sekunden. Da ich die Aufnahme später als HDR bearbeiten möchte, mache ich in der Regel für jede Aufnahme eine Belichtungsreihe von 3 Aufnahmen. Im vorliegenden Ergebnis ist eine Aufnahme richtig belichtet, eine über- und die dritte unterbelichtet. Aber genau das brauch ich ja später für die HDR-Bearbeitung. Bei den Motiven unbedingt die Kontraste im Motiv beachten.

Heidelberger Schloss mit Scheffelterasse, kein HDR (Bild: Gisbert Kühner (geka-pics ))

Ich habe z.B. versucht, den Weihnachtsmarkt mit dem beleuchteten Heidelberger Schloss zu kombinieren. Ging in die Hose. Die Aufnahmezeit für das Schloss ist für die hellen Lichter der Stände des Weihnachtsmarkts viel zu lang. Natürlich bekommt man das auch hin, indem man das Objektiv während der Aufnahme teilweise abdunkelt. Dann wird es aber echt kompliziert. Also als Tipp von mir: Schloss oder Weihnachtsmarkt. Beides zusammen geht nicht In der Feierabendzeit sind viele Menschen unterwegs. Bei Autos wissen wir, dass die Scheinwerfer schöne Lichtstreifen erzeugen. Aber wie ist das, wenn man die Aufnahme ausgelöst hat, die Aufnahme 60 Sekunden dauert und es laufen permanent Menschen durch das Bild. Keine Angst, entscheidend ist der Zeitpunktdes Auslösens. Die durchlaufenden Menschen haben keine Einfluss auf das Foto, soll heißen, sie sind auf dem Foto nicht abgebildet oder verursachen Schatten.

Wieder zu Hause, ist man auf die Ergebnisse der Session gespannt. Ich möchte aus meinen Fotos die besten Ergebnisse herausholen. Deshalb bearbeite ich alle meine Fotos und ich setze, wo es möglich ist und auch Sinn macht HDR ein. HDR bearbeitete Fotos sind Hochkontrastbilder mit einem hohen Dynamikumfang. Übrigens gibt es im Netz günstige bis kostenlose Fotobearbeitungsprogramme und auch HDR-Programme. Die in Fotografenkreisen benutzten Programme sind mir zu teuer. Zur Herstellung von HDR-Bildern benötigt man in der Regel mehrere Aufnahmen eines Motivs, die vom Bildbearbeitungsprogramm übereinandergelegt und verarbeitet werden. Deshalb ist auch aus diesen Überlegungen heraus, die Nutzung eines Stativs oberste Pflicht.

Alte Brücke und Steintor Heidelberg, kein HDR (Bild: Gisbert Kühner (geka-pics ))

Übrigens gibt es auch Programme, die aus einer einzigen Aufnahme ein HDR-Bild erzeugen. Einfach ausprobieren, vielleicht ist das Ergebnis vernünftig. Also ich selbst habe das schon mit Erfolg angewandt. Das Ergebnis war besser wie das HDR-Foto mit 3 übereinander gelegten einzelnen Fotos. Auch hier: Einfach ausprobieren. Erst wenn dieser Bearbeitungsschritt vollendet ist, geht es mit dem normalen Bildbearbeitungsprogramm weiter. Jetzt kommt der Feinschliff. Störendes Beiwerk, z.B. die Mülltonne auf der Seite oder die total überbelichtete Laterne bekommen wir weg, indem wir den Bildausschnitt verändern. Mit den Einstellungswerten von oben, hat man selbst beim gewählten Bildausschnitt noch keine Pixelisierung. Und dann je nach Gusto noch einen Rahmen drum und gut ist.

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Artikelsignatur: Gisbert Kühner | Autoren-Ressort: www.Gisbert-Kuehner.reporters.de
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