Der Hoffnungsträger - Christrose

Verfasst von: Iris Gödecker
Sie blüht auch im Winter, wenn es schneit. (Bild: Alwin Gasser_pixelio.de-1)
Jeder der einen Garten oder einen Balkon hat weiß es; liegt im Winter Schnee gibt´s keine Blüten. Doch es ist die Christrose, die es sich im Winter gemütlich macht. Die Blütezeit ist von Januar bis April. Manche Christrosen gibt es schon zur Weihnachtszeit. Es sind die weit geöffneten, weißen und strahlenden Schalenblüten der Pflanzengattung Helleborus, die dem Schnee und der Kälte trotzen.

Sie bringt Ihnen das Licht in Ihr Herz, voller Anmut und Grazie und dass, obwohl sie in Schnee verhüllt ist: die Christrose. Deshalb glaubten die Menschen vor langer Zeit, dass diese Blume magische Kräfte haben muss. Wer sich so in einem Schneemantel einhüllen lässt und trotzdem im tiefsten Dunkel der Winterzeit Licht in die Herzen bringt, muss mindestens ein Hoffnungsträger sein. Dabei handelt es sich einfach nur um eine Pflanzengattung, die robust ist und sich im Halbschatten und Gehölz wohlfühlt. Doch der Glaube der Menschen geht weit darüber hinaus und kennt schöne Geschichten. So schrieb die Christose im Jahr 1920 eine schöne Geschichte.

Die Geschwister Gretl und Fritz waren voller Sorge um den erkrankten Vater, und dass mitten in der Adventszeit. Nikolaus prophezeite den Geschwistern, dass nur die Christrose den Vater wieder gesund werden lässt. Gretl und Fritz wussten, dass es einen Menschen gibt, der hoch im Norden als König lebte und diese zarte Blume züchtete. Der Weg war so weit, dass die Kinder nicht wussten, wie sie diesen weiten Weg schaffen sollten. Freunde sollten ihnen den Weg weisen und eilten zur Hilfe. Auf einem Rücken eines Rehs verließen die Geschwister den Vater, um sich gen Norden aufzumachen. Sie hatten es geschafft und erreichten nach einem langen Weg die Burg des Königs.

Der König hatte die Geschwister empfangen, obwohl er ein böser, alter und verbitteter Mann war. "Was wollt ihr?", wollte der Herrscher wissen. Sein Herz wirkte so kalt wie der Winter im hohen Norden. Die Stimme von Gretl und Fritz zitterte als beide sagten: "Wir möchten eine Christrose von Euch, damit unser Vater wieder gesund wird". In den Augen der Kinder schimmerte so viel Hoffnung, dass das erkaltete Herz des Königs anfing zu schmelzen. Seinen Dienern befahl er, eine Knospe der Schneerose zu pflücken und den Kindern mitzugeben.

Wieder zuhause angekommen öffnete sich die Knospe am Heilig Abend. Der liebliche Duft der Blüte strömte durch den Raum. Es war der süßliche Duft nach Frühling, der die Erinnerung des Vaters wieder lebendig werden ließ. Genau dieser Duft heilte den Mann im gleichen Augenblick. Die Christrose siegt durch ihre zarten Knospen und ihrem süßen Duft über die manchmal zu kalte und dunkle Winterzeit. Es ist der Duft des Neubeginns, der die tief empfundenen Gefühle wieder zum Erwachen bringt - es ist die Hoffnung. Die Hoffnung, dass die dunkle Jahreszeit wieder vorübergeht und der Frühling vor der Türe steht.

Diese wunderschöne Pflanze ist allerdings giftig. Sie trägt unter anderem die Inhaltsstoffe Saponine und Protoanemonin in sich. Diese Inhaltsstoffe können die Haut stark reizen und Blasen bilden sowie Entzündungen hervorrufen. Magenschmerzen, Durchfall, Erbrechen sind beim Verzehr der Pflanzenteile beobachtet worden. Im klassischen Altertum wurden verschiedene Arten als Arzneimittel genutzt. Besonders die Gattung Helleborus ist wegen der starken Herzgifte bekannt. Ähnlich wie die Herzglykoside der Gattung Digitalis (Fingerhüte). Die stärkste Konzentration des Giftes befindet sich im Wurzelstock. Übrigens ist die Schneerose nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt und gilt nach der Roten Liste Deutschland als gefährdet.

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